Sind Fotos ohne ihre Geschichte nur visuell stumm?

Als Ronny Ritschel auf seinem Blog dazu aufrief, Fotos für seine Artikelserie „Impressionen“ einzureichen, welche sich mittlerweile schon bei Artikel #2 befindet, habe ich spontan mitgemacht. Es gibt da nichts zu gewinnen, noch wird das Foto bewertet. Man sieht eben „nur“ schöne Fotos und genau deshalb gefällt mir die Idee so gut. 🙂

Als ich dann den Text zu dem Foto schrieb und mir danach die anderen Fotos aus der Serie anschaute, dachte ich darüber nach, wie die anderen Fotos wohl auf mich wirken würden, wenn ich noch mehr Hintergrundinfos dazu hätte oder gar beim Fotografieren mit dabei gewesen wäre. Denn Fotografie ist ja bekanntlich nie objektiv, selbst Dokumentarfotografie gibt mindestens die subjektive Sichtweise des Fotografen wieder.  Die Erinnerung an das Fotografieren und der Moment darin bleibt ja nur dem Fotografen selber vorbehalten. Der Zuschauer kann sich sprichwörtlich „nur“ mit dem „Abbild“ dessen zufrieden geben. Daher kann man sich denke ich berechtigt fragen, ob ein Foto ohne Hintergrundinformationen weniger effektiv auf den Betrachter wirkt, als wenn es alle detailierten Hintergrundinformationen tatsächlich gäbe.

Wie seht ihr das?
Muss man/kann man/sollte man alles über ein Foto wissen oder kann ein Foto auch ohne detaillierte Hintergrundinformationen fesseln? Sind Fotos ohne ihre Geschichte nur visuell stumm? Wie wichtig ist die Entstehungsgeschichte eines Fotos? Würde mein Foto ohne meine Gedanken dahinter anders wirken? Testet es mal aus und lest die Story zu dem Foto erst nach dem Betrachten. Ich freue mich über alle Kommentare dazu!

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Und hier nun meine Story zu dem eingereichten Foto:
Wie so oft wieder “nur” beim Spazierengehen und wieder “nur” spontan entstand dieses Foto. Ich hab es ehrlich mal mit Konzeptfotografie versucht, aber das kann ich nicht. Spontanität ist die Triebfeder meiner Kreativität. Aber ich wollte bewusst die unglaubliche Tiefe dieser Landschaft, die sich in der Nähe von Würzburg befindet skizzieren. Ich stand echt gefühlt Stunden nur da und tat nichts, außer in die Weite zu blicken und mich zu fragen, wie ich das was ich da grad sehe um Himmels Willen auf so ein begrenztes Medium wie ein Foto bekommen soll. In der Rückschau kann ich klar sagen, dass ich es nicht erreicht  habe. Aber den kleinen Ansatz, den ich mit dem Foto schaffe, den will ich wenigstens herausstellen. Daher wählte ich in der Nachbearbeitung einen Schwarzweiss Still und konzentrierte mich dabei vorwiegend auf die Kontraste. Das Gegenlicht der hochstehenden Sonne musste daher reduziert werden und das konnte ich nur dadurch erreichen, in dem ich den Weißanteil im oberen Bereich minimierte. Und wenn ich mir das Foto nun anschaue und mich daran erinnere, was ich damals dort tatsächlich gesehen habe, frage ich mich immer noch, wie ich das was ich gesehen habe nur auf ein Foto bekommen wollte. Ohne die Erinnerung daran ist das fast unmöglich.

1 Kommentar

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Hallo,
mir gefallen ja Bilder oft besser wenn die die Person oder den Schauplatz des Fotos kenne, dann verbinde ich damit noch mehr.
Dein Foto hat mir auf einmal auch etwas besser gefallen als ich von Würzburg gelesen habe (Wü kenne ich ganz gut).
Trotzdem gibt es Fotos die mir ohne Storry einfach gut gefallen.
Lg
Christian

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