MeinFilmLab.de Sommerfest 3.0 – mein Rückblick

Es ist Samstag, der 26. Mai 2018! Um mich herum ist noch alles dunkel und es fühlt sich an, als ob ich mitten in der Nacht aufwachte. Der Wecker klingelt erbarmungslos und ich stehe um 5:30 Uhr auf. Ich laufe noch im Halbschlaf Richtung Bad und hoffe, die richtige Tür erwischt zu haben. Nachdem ich wenigstens glaube halbwegs wach zu sein, koche ich mir einen Kaffee und packe noch die letzten Sachen zusammen, die ich für diesen Tag brauche. Laptop, USB Stick, T-Shirts, ausreichend Kodak Filme, zwei Handys, zwei Kameras, einen Rucksack und reichlich Wasserflaschen für den Weg. Die Fahrt nach Hürtgenwald würde nicht lange dauern. Ich rechnete mit 2,5 bis 3 Stunden und so sollte es dann auch sein.

Die Nacht zuvor war echt hart. Denn entgegen meinem Wunsch pünktlich um 22 Uhr im Bett zu liegen, bin ich glaube ich erst gegen 1 Uhr Nachts Richtung Schlafzimmer gewandert. Die Wochen davor waren hektischer als gewünscht und das was ich an wichtigen Aufgaben daheim nicht geschafft habe, nämlich Wäsche waschen, Staubsaugen, T-Shirts bügeln oder auch einfach nur meine Bilder für die Sommerfest Präsentation zusammenzustellen 🙄 erledigte ich dann eben noch schnell an diesem Freitagabend. Tja, ich will ja nicht prahlen, aber ich habe doch noch alles rechtzeitig geschafft UND konnte bis 5:30 Uhr ausschlafen 😆

Wo liegt eigentlich Hürtgenwald
Habt ihr euch je gefragt, wo eigentlich dieses verträumte Dörfchen Hürtgenwald liegt? Hürtgenwald ist eine Gemeinde in Nordrhein-Westfalen und gehört zum Kreis Düren. Die Gemeinde liegt im Nationalpark Eifel in der Rureifel und im Naturpark Nordeifel. (Quelle:wikipedia.de) Von Frankfurt am Main sind es knapp 260KM dorthin. Und in dieser Idylle fand DAS Sommerfest rund um die analoge Fotografie statt. Und ich war dabei 🙂

© Thomas Böttcher

das Sommerfest 3.0
Es war das dritte Sommerfest seit Bestehen dieses Unternehmens! Und um es vorweg zu nehmen, rückblickend kann ich nur sagen, dass ich mich mehr als nur geehrt gefühlt habe, neben solchen lieben Menschen und großartigen Fotografen als Gastredner einen Vortrag gehalten haben zu dürfen. Und die Liste der Referenten hatte es in sich (Schaut mal nach!). Aber dazu komme ich gleich.

© Peter Bongard

mein Vortrag
Als ich Anfang Januar von Jörg Bergs, dem Geschäftsführer des Unternehmens gefragt wurde,  ob ich nicht auf dem nächsten Sommerfest etwas erzählen wollte, habe ich mich Riesig darüber gefreut. Letztes Jahr war ich das erste Mal auf dem MeinFilmLab Sommerfest und habe da auch schon ein wenig berichten können, was mich so bewegt. Das war damals das Thema Cinestill 800 Film und wie man diesen richtig belichtet. Ich habe übrigens auch mal einen Gastartikel für das Filmlab HIER an dieser Stelle verfasst. Doch dieses Jahr beschäftigt mich die Straßenfotografie sehr intensiv. Daher habe ich mich entschieden, etwas über meine Straßenfotografie zu erzählen, Bilder zu zeigen und natürlich auch über unser neues  Straßenfotografie Kollektiv „Collateral Eyes“ zu berichten. Mein Thema über das ich sprach ist auch tatsächlich aktuell das, was mich beim Fotografieren in der Stadt sehr stark beschäftigt. Es ist immer wieder dieselbe Frage: machen Großstädte einsam?

© Thomas Böttcher

Machen Großstädte einsam?
Ich will ehrlich sein. Ich weiß es nicht. Und genau deshalb versuche ich in meiner Fotografie unentwegt genau dieser Frage auf den Grund zu gehen. Ich habe das Gefühl, dass es wirklich zunehmend so ist, dass Menschen obwohl sie unter Millionen nicht alleine sind, doch ziemlich einsam wirken. Aber mein Blick auf diese Menschen ist ja nur ein winziger Moment in ihrem Leben. Wie könnte ich mir damit nur ein Bild darüber machen? Ich denke, die Antwort darauf werde ich nie herausfinden. Aber eine Interpretation liegt definitiv im Blick des Betrachters. Die Frage ist also, was denkt ihr, wenn ihr euch meine Bilder anschaut? Eine Auswahl der Bilder, die ich beim Vortrag gezeigt habe, findet ihr am Ende des Artikels.

die weiteren Referenten an diesem Tag
Ich hatte das große Glück gleich am Anfang des Sommerfestes mit meinem Vortrag zu starten. Dadurch konnte ich mich, nachdem ich mein Lampenfieber überwunden habe und dann meinen Vortrag beendete, voll und ganz auf die anderen wunderbaren Menschen konzentrieren. Was ich dabei empfunden habe und letztendlich mitgenommen habe, will ich hier kurz beschreiben. Vielleicht kann ich euch damit ja wenigstens ansatzweise vermitteln, dass sich jede Sekunde an  Vorbereitungsstress und wirklich jeder einzelne gefahrene Kilometer auf der Autobahn gelohnt hat.

Thomas Böttcher
Thomas sprach über seine New York und Island Reisen und zeigte beeindruckende Bilder in Form einer wirklich coolen mit Musik unterlegten Slideshow. Wer glaubt New York in Bilder funktioniert nicht mehr, weil eh schon alles fotografiert wurde, der wird hier eines besseren belehrt. Auf seiner Website (Link) hat er einige Bilder aus seiner NYC Serie. Zwei Dinge habe ich von ihm mitgenommen: 1. ich muss UNBEDINGT nach New York und Island und 2. ich werde definitiv den Kodak Portra nochmal etwas genauer unter die Lupe nehmen und probiere garantiert einige Serien mal auf Dia Film mit Crossentwicklung aus.

Angelika Krinke
Faszinierend finde ich an Angelika’s Bildern, dass sie eine ästhetische Schönheit besitzen, die nachhaltig ist. Man wird in eine elegante Atmosphäre hineingezogen und spürt die feinfühlige Art, wie sie Details und Kleinigkeiten wahrnimmt und wundervoll im Bild in Szene setzt. Sie fotografiert Hochzeiten komplett analog und ich muss ehrlich sagen, dass ich bei ihrem Vortrag wieder kurz darüber nachgedacht habe, beruflich in die Hochzeitsbranche einzusteigen und komplett analog zu fotografieren. Alleine schon diese Idee fasziniert mich.

Maximilian Heinrich
Maximilian ist ein junger und dynamischer Mann, der mit seiner sympathischen und einnehmenden Art sehr souverän über seinen Werdegang und seine Art der Fotografie berichtet hat. Mich fasziniert besonders die herausragende Ästhetik, die sich wie ein roter Faden durch sein gesamtes Portfolio zieht. Aber er ist nicht nur Fotograf im Bereich der Portrait- und Mode Fotografie, er betreibt auch mit zwei weiteren Fotografen einen ziemlich coolen und definitiv sehenswerten Youtube Channel namens Analog Insights

Peter Bongard
Peter ist Presse- und Öffentlichkeitsreferent bei der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und studierter Pianist. Sein Thema an diesem Tag war „Veränderung“ und besonders seine Bilder aus dem Projekt „Mein zweites ich. Psychisch Kranke entdecken ihre andere Seite.“ faszinierten und bewegten mich sehr. Es hat mich auch sehr gefreut, dass sein Vortrag mich in meiner meiner persönlichen Meinung bestätigte, dass Fotografie besonders dann wertvoll ist, wenn sie eine Botschaft transportiert und Menschen zur Veränderung bewegt. Aus fotografischer Sicht war dieser Vortrag mein Highlight des Tages. Übrigens stellt Peter seine Bilder aus genau diesem Projekt im Herbst diesen Jahres in der Diakonie Hessen in der Ederstraße 12 in 60486 Frankfurt am Main aus. Ich werde da definitiv hingehen. Wer kommt mit?

Conny Eisfeld
Wisst ihr eigentlich, was ein Lomonaut ist? Ich habe bis zu Conny’s Vortrag jedenfalls dieses Wort noch nie gehört. Conny ist ein Lomonaut, da sich ihre Art der Fotografie rund um den Bereich der Lomography beschäftigt. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich bisher nie ernsthaft darüber nachgedacht habe, mir eine Lomo zu kaufen oder überhaupt in diese Lomography Richtung zu denken. Ganz zu schweigen von abgelaufenen Filmen, die ich aber eher aus anderen Gründen meide wie die Pest. (Hat was mit einfacher Betriebswirtschaft und dem analogen Fotografie Markt zu tun.)
Nein, die Abwesenheit der Lomography in meinem Leben lag einfach eher daran, dass die Lomography für mich immer den Anschein einer experimentierfreudigen Spielerei hatte. Nicht dass ich diese geringwertiger einschätzte, aber da ich neben all den anderen Bereichen in der Fotografie, die mich beschäftigten einfach keine Zeit fand, mich damit mal anständig zu befassen, hab ich es einfach aus Zeitgründen ausgegrenzt. Aber ich muss sagen, seit Conny’s wirklich sehr professionell vorbereitetem Vortrag denke ich zunehmend über abgelaufene Film, Dia Filme in Crossentwicklung, Polaroid Bilder, Lomo’s Spinner 360° Kamera oder auch Doppelbelichtungen als künstlerisches Gestaltungsmittel nach. Ein wirklich sehr nachhaltiger Vortrag liebe Conny, der mich inspiriert hat, kreativer zu werden.

Jana Dillo
Wohl ungeplant, aber dafür umso herzlicher willkommen hat Jana noch von ihrem aktuellen Projekt „BILD____reise“ berichtet. Sie gab mit ihrer sehr herzlichen und sympathischen Art spannende Einblicke in ihre Erlebnissen und berichtete auch kurz über die Hintergründe zu dieser Reise. Mehr über dieses Projekt könnt ihr gerne auf ihrem Blog nachlesen: janalog.de/category/bildungsreise

 

 

Jörg Bergs
Als abschließender Vortrag kam noch der Chef persönlich zu Wort. Jörg hatte ursprünglich geplant etwas zu Kodak’s neu entwickeltem Diafilm, dem Ektachrome zu erzählen. (HIER erwähnte ich diesen bereits mal kurz und HIER gibt es mehr Infos seitens Kodak.) Aber Kodak konnte leider aufgrund von verzögerter Entwicklung (der Film ist noch nicht auf dem Markt erschienen) nichts liefern und somit fiel im Prinzip das erwartete Highlight aus. Jörg stellte dann noch seinen erst kürzlich herausgebrachten Bildband „Ausweichsitz der Landesregierung NRW“ vor und erzählte noch einiges zu den Vorbereitungen zum Sommerfest.

mein Fazit
Ich persönlich bin immer noch begeistert, wenn ich an dieses Sommerfest zurückdenke. Es war mehr als nur eine Veranstaltung eines einzelnen Filmlabors, das evtl. nur „Werbung“ für sich machen wollte. Ganz im Gegenteil. Es hatte eher den Charakter eines Familienfestes und eines unabhängigen Festivals zur analogen Fotografie. Es bot mir eine Grundlage, thematisch auch mal über den Tellerrand zu schauen. Es hatte durch die wertvollen Beiträge fast schon einen Workshop Charakter und ich konnte daher einiges mitnehmen und neu lernen. Ich habe sehr nette und liebe Menschen wieder getroffen und neu kennengelernt und konnte durch das größere Publikum eine wertvolle Erfahrung im Bezug auf meinen eigenen Vortrag mitnehmen: Vorbereitung ist nicht nur die halbe Miete, sie ist auch sehr sinnvoll 😉 Ich freue mich jedenfalls auf das Sommerfest 4.0 in 2019 und hoffe stark, dass noch mehr Menschen dieses Event besuchen werden, um sich weiter mit dem Thema analoge Fotografie zu beschäftigen.

Den Rückblick aus Sicht des MeinFilmLab Teams mit einiger Bilder auch von mir, findet ihr übrigens hier auf dem MFL Blog: meinfilmlab.de/sommerfest-3-0

Abschluss: machen Großstädte einsam? Was sagt ihr?
Und zum Abschluss nun einige meine Bilder, die ich während meines Vortrages auf dem Sommerfest gezeigt habe. Viel Spaß beim Betrachten…

1 Kommentar

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Spannende Beschreibung des Tages – dessen Vorbereitung und Start mir bekannt vorkommen.
Zu deiner Frage: Machen Großstädte einsam?
Jain.
Ich glaube sie bieten mehr Anonymität und Rückzugsmöglichkeiten. Und für Menschen die ungern mit anderen Menschen in näheren Kontakt treten ist das natürlich eine Wohlfühloase. Auf einem Dorf kommst du deinem Nachbarn nicht aus – ob du willst oder nicht.
Für Menschen dir gerne mit anderen Menschen in Kontakt kommen ist die Großstadt natürlich sowas wie der Süßigkeitenladen für einen 5jährigen: Das Paradies!
Es kommt halt wie immer auf die Perspektive an.

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