Analoge Fotografie ist ja seit einiger Zeit wieder in. Wenn man sich mal auf instagram oder twitter Hastags wie #buyfilmnotmegapixel, #ishootfilm, #filmisnotdead oder auch #filmforever ansieht, schien die analoge Fotografie Szene nie wirklich weg gewesen zu sein. Und in der Tat war sie das ja auch nicht wirklich. Es gab nur lediglich einen kleinen Einbruch, sowohl an Interesse, als auch an Filmen. Gut, Kodak’s Pleite kann man nicht leugnen, aber ich will ja hier auch nicht eine Marktprognose liefern. Lediglich nur eine Einleitung finden und ein paar Gedanken zur analogen Fotografie loswerden. Außerdem will ich anhand eines praktischen Beispiels der Frage nachgehen, ob sich das analoge Fotografieren überhaupt lohnt und natürlich am Ende die ersten Testbilder aus meiner neuen Pentax 67 zeigen.
Ach ja, meine Pentax 67. Eine analoge Mittelformat Kamera ohne integrierten Belichtungsmesser. Sie war nicht billig. Das Gehäuse, der Prismensucher, der Holzgriff und das 90mm f/2,8 Objektiv haben zusammen etwas über 400,- EUR gekostet. Unter uns, für diesen äußerst guten Zustand war es ein echtes Schnäppchen, wenn man Vergleichspreise heranzieht. Aber 400,- EUR wollen erst einmal verdient werden. Daher war es definitiv nicht einfach, dieses Geld dafür auszugeben.
Nun ja, es war ja auch ein Risiko. Ich kaufte also so eine gebrauchte „Maschine“ und wusste gar nicht, ob die Zeiten alle einwandfrei laufen. Und da es keinen integrierten Belichtungsmesser gab, kaufte ich für knapp 90,- EUR noch einen externen Belichtungsmesser von Gossen. Die Alternative wäre gewesen, für knapp 300,- EUR einen Prismensucher mit integrierten Belichtungsmesser für die Pentax 67 zu kaufen. Da war mir der Belichtungsmesser von Gossen doch viel lieber. Außedem ist es mit so einem Ding um den Hals mega cool zu fotografieren 😉
Wie gesagt, ich wusste immer noch nicht, ob das Teil funktioniert. Also brauchte ich Filme. Und da es sich nicht lohnt, nur einen einzigen Film zu kaufen, kaufte ich angetrieben von meiner naiven kindlichen Natur, erst mal alles ausprobieren zu wollen natürlich einen ganzen Schwung verschiedener Filme. Die Preise wollt ihr gar nicht wissen. Es fing mit meinem Lieblingsfilm an, den ich auch regelmäßig in meiner KB Nikon drin hab, den Fuji PRO 400H. Neben diesem kaufte ich noch den Fomapan 100, den Fuji Neopan Acros 100, den Kodak Portra 400 und natürlich durfte der Kodak Ektar 100 auch nicht fehlen. Wer nun glaubt, dass ich damit für lange Zeit ausgesorgt hätte, den muss ich leider enttäuschen. Denn beim 6×7 Format kann man nur ganze 10 (in Worten: ZEHN!!!) Fotos aus einer 120er Rolle schießen. Das ist daher nicht wirklich die Welt, aber ein guter Anfang.
Also, das Paket kam zu Hause an und ich wusste immer noch nicht, ob die Pentax richtig funktioniert. Mein erster Testfilm war also daher auch gleich der nächste wichtigste Schritt. Ich entschied mich für den Fuji PRO 400H und legte diesen in die Kamera. Das war anfang März. Vor einer knappen Woche erst habe ich den Film zur Entwicklung geschickt. (Übrigens zum Filmlabor meines Vertrauens, heißer Tipp: meinfilmlab.de Einer der Hauptgründe war einfach meine übervorsichtige Art. Ich wollte ja schließlich nix falsch machen. Daher ließ ich mir mit dem Fotografieren auch gaaanz viel Zeit.
Fassen wir also mal kurz zusammen:
- Ich gebe für eine alte, manuelle Kamera ohne Autofokus ganz viel Geld aus, obwohl ich nicht weiß, ob das Ding überhaupt funktioniert. Zu dem wiegt das Teil mehr, als meine ganzes digitales Equipment zusammen.
- Ich gebe noch mehr Geld aus, nur um auf eine umständliche Art und Weise, nämlich losgelöst von der Kamera extern die Belichtung messen zu können.
- Ich gebe erneut Geld für Filme aus, die pro Rolle nur exakt 10 Fotos hergeben.
- Ich muss noch mal Geld ausgeben, um die Filme entwickeln zu lassen. Und da ich diese im Internet zeigen möchte, lasse ich die entwickelten Negative auch gleich scannen.
- Ich importiere diese Fotos sogar in Lightroom, nur um sie in meine Backup Prozedur und mein persönliches Auswahlverfahren mit integrieren zu können. (Aber meistens exportiere ich diese wieder unangetastet, mal abgesehen von einem möglichen Beschnitt.)
- Das Ganze kostet aber nicht nur massig Geld, sondern auch eine unmenge an Zeit. Man beachte den Zeitraum. Anfang März hab ich den Film eingelegt und Ende April habe ich die Ergebnisse: ganze 10 Fotos!
Lohnt sich nun überhaupt die analoge Fotografie bei diesem ganzen Aufwand?
Die Frage ist doch eher, welche Ziele man damit verfolgt. Aus finanzieller Sicht lohnt sich das Ganze vermutlich eher nicht, außer man kann als Berufsfotograf diesen Aufwand wieder reinbringen. Und wem es nur auf das Ergebnis ankommt, könnte vermutlich mit den schneller verfügbaren digitalen Ergebnissen eher glücklich werden. Doch wenn man sich Zeit nimmt und sich auf das Abenteuer der analogen Fotografie einlässt, wird man belohnt. Denn dieses unbeschreibliche Gefühl, das man sowohl während des Fotografierens, als auch beim Betrachten der Ergebnisse final dann hat, ist bleibend. Und mal Hand auf’s Herz, digitale Bilder mit Filtern und Presets zu belegen, dass sie einen analogen Look haben, ist doch genauso verrückt?! 😉
Warum mache ich nun also diesen ganzen analogen Kram mit?
Ein Freund kommentierte neulich eines dieser digitalisierten analogen Test Fotos aus meiner Pentax folgendermaßen: „Schon bisschen umständlich und mit Sicherheit auch nicht ganz billig, zu so guten digitalen Fotos zu kommen.“
Und er hat rein nüchtern betrachtet vollkommen recht!! Das ist schon echter Wahnsinn, was man da für eine Prozedur in Gang setzt und wie viel Aufwand man betreibt, wenn man analog fotografieren möchte Aber wenn es mir nur um die digitalen Ergebnisse ginge, würde ich vermutlich nur mit meiner digitalen Nikon fotografieren. Aber es steckt natürlich mehr dahinter. Ich habe ein echtes Faible für diese alten analogen Schätzchen. Mich fasziniert einfach diese simple und dennoch präzise Mechanik. Und der chemische Prozess der sich hinter dem Filmmaterial, dem Belichten und Entwickeln befindet, ist einfach mehr als interessant. Seit ich verstärkt analog fotografiere, habe ich immer mehr das Gefühl, ein Teil meiner Fotografie zu sein. Da habe ich diese eine Gewissheit, endlich „angekommen“ zu sein. Bei der digitalen Produktion fehlte mir das irgendwie. Ich möchte hier gar nicht die Diskussion zwischen digital und analog vom Zaun brechen. Jeder muss da für sich den Weg finden und beides, sowohl losgelöst voneinander, als auch kombiniert, hat eine Daseinsberechtigung. Ich bin ja auch hybrid unterwegs.
Aber analog rockt halt irgendwie und meine neue Mittelformat Pentax ist grandios! 🙂 Ach ja, apropos, die Zeiten laufen alle perfekt. Und hier sind die Ergebnisse meines ersten Testfilms. Weitere folgen garantiert! Viel Spass beim Betrachten.
Wie sieht das eigentlich bei euch aus? Fotografiert ihr analog? Und falls ja, wieso? Und falls nicht, wieso eigentlich nicht?! 🙂
weiterführende links im WWW zur Pentax 67:
7 Kommentare
Kommentieren →Alleine schon für den Tip mit dem Fotolabor hat sich dein Post schon gelohnt! 😉
Jetzt habe ich endlich keine Ausrede mehr meine Nikon-KB Kamera liegen zu lassen. Na fast! Hab‘ ich mich doch jahrelang dem Mainstream der plötzlich wieder analog arbeitenden Cyber-Digitalfotografen widersetzt. Hm, also soll ich etwa doch morgen meine analoge Kamera auf Dienstreise mitnehmen… hm…
😉
lg, oli
Warum eigentlich nicht Oli?! Deine KB Nikon würde sich mit Sicherheit freuen. Und ob nun Mainstream oder nicht, das wichtigste ist doch, dass es eine Nikon ist… *Hust….* …meinte natürlich, dass es Spass macht! 🙂 Berichte doch mal, falls du sie mitnimmst. LG, Ivan
Toller Bericht mit tollen Bildern, dass mein Herz aufblühen lässt. 🙂
Und Glückwunsch zu deinem neuen Schatz 😉 viel Spaß damit!
Ja, es in Worte zu fassen warum man lieber mit Film fotografiert ist schon schwierig, nicht war? Auch bei mir sind es zum Teil die Kameras. Irgendwie kann ich mit diesen alten Dingern einfach bessere Fotos machen. Und das ist ja dann eigentlich das einzige auf das es ankommt finde ich.
[…] Foto…. Ich erwähnte ja bereits, dass ich meine Pentax 67 und die analoge Fotografie wirklich LIEBE! Und ich schrieb ja auch schon mal, dass ich auch analog mit Langzeitbelichtungen herumgespielt […]
Guten Abend,
die analogen Kameras kommen echt langsam wieder in Mode. Deine Bilder sind echt super geworden. Die Ergebnisse decken sich auch mit meinen Erfahrungen. Ich habe mir vor ein paar Wochen 3 verschiedene analoge Kameras gekauft. Ich habe 3 Filme voll gemacht und es sind super Fotos herausgekommen.
Jetzt werden ich die Kameras zu Weichnachten an meinen Bruder verschenken.
Schöne Grüße
Markus
Moin,
ich habe digital angefangen zu fotografieren. Gelernt, was entwickelt werden muss um gute Bilder zu machen, habe ich durch die analoge Fotografie (mit einer Nikon FM2). Der Schritt zum Mittelformat war dann nicht mehr weit, von da an wurden die s/w Filme selbst entwickelt. Allerdings hat mir das TLR-System nicht ganz so zugesagt. Gleichzeitig habe ich aber angefangen, in der Dunkelkammer analoge Anzüge zu machen. Dieser Aspekt der Fotografie hat mich total in den Bann gezogen, ich möchte ihn nicht mehr hergeben. Immer noch habe ich zu viele Bilder gemacht, als ich in der Kammer verarbeiten kann.
Bei der neuen Kamera sind die Negative jetzt 13×18 cm groß und ich kann sie einzeln belichten und entwickeln. Das passt nun zu meinem derzeitigen Maß an Freizeit.
Hatte im letzten Urlaub einer Pentax 67 ob der Hand und habe mich ein wenig verliebt, bzw. die Vorteile einer etwas handlichen Kamera wieder zu schätzen gelernt. Wenn Mittelformat, dann so!
Es ist also das Erlebnis, dass die analoge Fotografie bietet, sowohl bei der Aufnahme, als auch bei der Weiterverarbeitung, welches die Faszination auslöst. Man bekommt einen Bezug zu seinen Bildern, den ich digital so nie empfunden habe. Und das sieht man den Bildern auch an, denke ich.
Grüße,
Simon