„Eine Enttäuschung bezeichnet das Gefühl, einem sei eine Hoffnung zerstört oder auch unerwartet ein Kummer bereitet worden.“ So jedenfalls spricht Wikipedia darüber. Konstruktiv betrachtet könnte man eine Ent-täuschung auch nüchtern einfach nur als eine Aufhebung einer Illusion betrachten. Aber so einfach ist das nun mal nicht. Wir sind Menschen und unsere Gefühle und unsere Wahrnehmung sind oft stärker als wir wollen. Wir wollen weder enttäuschen, noch wollen wir enttäuscht werden. Und Hoffnung gibt es immer und wird es immer geben! 🙂 Aber bevor ich nun zu sehr abschweife (ich wollte nur einige passende Worte als Intro finden), es geht mir tatsächlich um den Cinestill Daylight 50 Film.
Wer die analoge Fotografie Szene etwas mitverfolgt und den ganzen Rummel um diesen Film, dem geht und ging es evtl. ähnlich wie mir. Ich sah die Werbung zu dem Film, saugte alle Artikel mit Beispielbildern dazu auf und bestellte mir drei Rollen á knapp 10,- das Stück. Der Preis sucht schon seinesgleichen, so dachte ich müssen auch die Ergebnisse einmalig sein.
Aber Pustekuchen! Entweder meine erste Rolle ist eine Montagsproduktion gewesen oder ich mache da was grundlegend falsch beim Belichten (was ich übrigens nicht glaube, aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren). Ich hatte ehrlich gesagt sattere Farben erwartet und wenn ich ehrlich bin fehlt mir der Beweis für den so oft gerühmten Satz, dass dieser Film der „world’s finest grain film“ sei. Die Kodak Ektar 100 Ergebnisse halten da locker dagegen und dieser Film kostet knapp die Hälfte von dem Cinestill Daylight50 Film.
Aber vielleicht bin ich auch zu kritisch. Seht selber, hier unten sind einige Ergebnisse mit meiner Contax G1, dem Zeiss 45mm Objektiv und eben dem erwähnten Cinestill Daylight 50 Film. Entwickelt und digitalisiert wurde der Film vom Filmlab meines Vertrauens: meinfilmlab.de. An diesem Tag war ich beruflich in Dublin und hatte etwas Zeit für mich. Das Wetter war weder diesig noch neblig. Es war klar und die Sonne scheinte. Es war ein herrlicher Nachmittag und ich freute mich wie ein Keks, dass ich diesen Film endlich mal austesten konnte.
Aber die Ergebnisse hauen mich nicht wirklich um. Vielleicht waren meine Erwartungen auch einfach zu hoch oder evtl. zu unrealistisch. Das kann ich grad nicht einschätzen. Ich hatte mir nur was anderes erhofft, nachdem ich die ganzen Beispielfotos im Web zu diesem Film gesehen habe.
Dennoch oder gerade deshalb werde ich dem Film definitiv noch eine Chance geben. Wie sollte ich auch nicht, ich habe ja schließlich noch zwei Rollen im Tiefkühlfach 🙂 Ich bin gespannt, wie er sich bei Portraits macht.
Habt ihr Erfahrungen mit diesem Film? Gefallen euch die Ergebnisse? Wie sind eure Erfahrungen bezüglich dieses Films? Fotografiert ihr überhaupt analog? 🙂
19 Kommentare
Kommentieren →Gerade das erste Foto hier, das mit dem Rettungsring, finde ich super! Ich glaube, der Film braucht etwas knalliges, um richtig zur Geltung zu kommen, aber auch deine anderen Ergebnisse mit ihm finde ich ehrlich sehr gut. Ich habe auch ein Exemplar dieses Films im Kühlschrank liegen und muss den unbedingt bald mal testen.
Danke Dani für deinen Kommentar! Ich glaube, ich hatte einfach nur andere Erwartungen. Aber ich hab ja noch zwei weitere Filme. Ich werde berichten. Ich bin auch auf deine Ergebnisse gespannt. Wirst du davon bloggen?
Ich habe den Film ausgiebig getestet und bin begeistert von ihm.
Deine Ergebnisse kommen mir etwas flau rüber, was vielleicht mit der Belichtung zu tun haben könnte. Ich habe ihn in diversen Nikons (hauptsächlich F100 und F75) benutzt, zum Beispiel hier
https://www.flickr.com/photos/lautenist/19343422259/in/dateposted/
Den Preis finde ich, grade im Vergleich zum Ektar 100, tatsächlich etwas hoch, sonst würde ich den Cinestill50 öfters einsetzen.
Was mich enttäuscht hat, war die 800er Version des Films – aber das ist eine andere Geschichte 🙂
Gruss Thomas
Hallo Thomas, Danke für deine Worte und herzlich willkommen auf meinem Blog. . Ich bin echt erstaunt. Fast jeder, der den Cinestill 50 benutzt hat, berichtet nur Positives von ihm. Ich hab vermutlich wirklich eine „Montags“ Packung erwischt. Ich hab diesen Film leider seit dem letzten Mal nicht mehr verwenet. Aber das kommt noch. Ich hoffe, dass ich dann mehr Glück damit habe. Alle Beispielbilder die ich bisher von dem Cinestill Daylight 50 gesehen habe, gefallen mir nämlich ausgesprochen gut. Mal sehen… 🙂
Viele Grüße, Ivan
Ich habe grade erst wieder ein paar Bilder hier um die Ecke geschossen und mag die Farbwiedergabe wirklich sehr:
https://www.flickr.com/photos/lautenist/25552935073/in/dateposted-public/
oder
https://www.flickr.com/photos/lautenist/25550805014/in/dateposted-public/
Probiere ihn am besten nochmal aus – entweder Du hast wirklich eine Montagspackung erwischt oder eine unglückliche Lichtsituation.
Der Film ist zwar etwas teurer, aber grade für die Landschaftsbilder, die ich so schiesse ist er schlicht das beste, was ich bis jetzt verknipst habe.
Danke sehr für die links. In der Tat sehen die Farben sehr vielversprechend aus, wesentlich schöner als bei meinen Bildern. Ich glaube ich muss mir noch mal einen Versuch mit diesem Film gönnen.
Der Film wurde aus Filmen für Bewegtbilder aus dem Kinobereich entwickelt. Aus diesem Grund sind bei dem Film die Orange- und Blautöne satter als die anderen Farben. Das ist der Look des Films und der ist auch vom Hersteller so gedacht. Der Film hat gar nicht den Anspruch, sich von den Farben her mit dem Ektar zu messen. Ob der Ektar oder der Cinestill 50 feinkörniger ist, kann ich so nicht sagen. Dafür müsste ich größere Abzüge machen und mal mit der Lupe gucken.
Wenn du einen Film mit knalligen Farben haben willst, solltest du beim Ektar bleiben. Für Reisen und Dokumentationen, ist der Cinestill aber genial, finde ich.
Meine M6 liebt diesen Film einfach! 😀
Hallo Ivan,
Ich bin natürlich gespannt, ob du den restlichen Cinestill aufgebraucht hast und wie die Resultate waren. Ich habe mir letztens auch ein paar Rollen bestellt und bin noch in der Lernphase. Von meiner Seite her kann ich bestätigen, dass die Farben nicht wirklich knallig sind. Nichtsdestotrotz hat der Film seinen Charme und ich bin noch dabei das richtige Licht für ihn zu entdecken. Im Vergleich zu Ektar muss ich ganz ehrlich sagen: Ektar ist in meinen Augen eine Träne und überbewertet, wenn nicht gerade die Sonne knallt. Mit Portra bekomme ich da bessere und konstantere Resultate. Zu deinen Bildern, ganz ehrlich, ich finde die Farbe passt sehr gut zu deinen Motiven und die Harmonie stimmt. Kurz gesagt, ich finde sie toll. Nur weiter so.
Bester Gruss Steven
Hallo Steven, Danke sehr für deine Rückmeldung. Ich habe den Daylight nicht mehr verwendet. Vermutlich lag es am Preis und dass ich am Tage auch mit dem Portra wesentlich glücklicher bin. Ich habe auch mal gelesen, dass die Cinestill Filme generell nicht lange haltbar sind und manchmal auch mal tatsächlich ein paar „Montags“ Produktionen mit dabei sind. Gerade, wenn evtl. die Kühlkette auf dem Versand unterbrochen ist oder der Fotoladen, der sie vertreibt auch flasch lagert. Aber letztendlich bin ich mit dem Portra und manchmal auch dem Ektar (stimmt, je nach Sonnenlicht) tagsüber definitiv glücklicher. Dafür habe ich mich aber in den Cinestill 800 Tungsten Film verliebt. Für Kunstlicht Situationen in meinen Augen ein sehr interessanter Film, vorausgesetzt man belichtet ihn korrekt. Ich mag ihn jedenfalls! Kennst du den 800T?
Schönen Sonntag noch & beste Grüße, Ivan
Hallo Ivan, ja ich kenne den 800T und konnte auch schon zwei Rollen belichten. Ich muss jedoch gestehen, das ist ziemlich in die Hosen gegangen. Ich hatte damals zwei Rollen Daylight 50 und zwei Rollen 800T bestellt. Ohne auf die ISO Angabe zu achten, habe ich sofort die rote Filmpatrone mit Sonne und die blaue Patrone mit kühl bzw. Nacht assoziiert. Du kannst dir sicher vorstellen was passiert ist. Ich habe den 800T während des Tages eingesetzt und die Kamera auf ISO 50 eingestellt. Zum Glück habe ich den Fehler nach den zwei 800T bemerkt und nicht auch gleich den DL50 verschwendet. Interessanterweise waren die 800T Negative nach dem Entwickeln bis auf die Farben ganz ok. Mit Lightroom konnte ich die Farben dann noch einigermassen annehmbar nachkorrigieren. Ich werde wohl mit dem 800T nochmals einen Versuch starten im kommenden Winter, wenn etwas länger dunkel ist.
Beste Grüsse Steven
Hallo Steven, da man den Cinestill 800 ohnehin um 1-2 Blenden überbelichten muss, spielen wohl die weiteren 2 Blenden auch keine Rolle mehr. Das klingt echt spannend. Hast du die Bilder irgendwo im Web? 4 Blenden überbelichtet interessiert mich. Würde das gerne mal sehen.
Am Samstag habe ich übrigens meine erste Alpha Rolle Cinestill 800 für Mittelformat belichtet. Letzte Woche kam endlich mein Paket aus den USA an. Ich habe bei dem Crowdfunding Projekt mitgemacht und 9 Rollen Cinestill 800 erworben. Bin gespannt, wie die Ergebnisse ausgefallen sind. Ich habe den Film erst mal nur um eine Blende überbelichtet.
Beste Grüße, Ivan
Das Hauptproblem liegt farblich eher in der C41 Chemie mit dem Farbkoppler CD4 statt CD3 in dem eigentlich notwendigen ECN-2 Prozess.
Hier die Kodak Anleitung mit Rezeptur für Vision3 Filme
https://www.kodak.com/Kodak/uploadedfiles/motion/h2407.pdf
Interessant, mal ein kritisches Review zum Daylight 50 zu lesen. Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht, die Bilder wirkten flau und bei Sonne oft stark überstrahlt. Das Fachlabor meinte, der Film wäre zu alt gewesen, obwohl innerhalb MHD – allerdings war er ein halbes Jahr in der Kamera. Dennoch habe ich unter ähnlichen Bedingungen sogar mit monatelang abgelaufenem Ektar 100 bessere Resultate erzielt. Offensichtlich verdirbt diese Sorte Film sehr schnell, und den fehlenden Lichthofschutz nach Entfernung der Remjet-Schicht bezahlt man oft genug mit verringertem Kontrast.
Interessante Diskussion und spannenlder Beitrag. Ich selbst hab noch keinen CineStill 50 belichtet. Allerdings hatte ich das Glück, dass ich meinen beruf als Kameraassistent in der Filmbranche noch auf Film gelernt habe. Kodak Vision 3 (5203) auf dem dieser Film basiert, ist dafür ausgelegt, dass er ein Digital Intermediate durchläuft. Daher besitzt einen sehr hohen Kontrastumfang und ähnelt nach seiner Entwicklung eher einem flauen „Raw“ Bild. In der Filmindustrie wird das Negativ im Anschluss abgetastet (z.B. im ARRISCAN) um es zu digitalisieren. Danach erst wird das Material z.B. im DaVinci Resolve oder Baselight farbkorrigiert. Bevor es dann die digitale oder vereinzelt noch analoge Verwertungskette durchläuft. Für letzteres wird der fertig korrigierte „digitale Film“ z.B. durch den ARRILASER wieder auf Projektionsfilm ausgelichtet. Diese Kopien gehen dann an die Kinos, die noch analog projizieren können oder wollen . Vielleicht erläutert das ein wenig, warum du das Gefühl hast, das der Film sehr blass und farblos wirkt.
Hallo Michael, vielen Dank für dein Kommentar und diese wirklich interessante Information. Das erklärt tatsächlich einiges.
Hallo Ivan.
Für sattere Farben ist der Film wohl nicht gedacht. Den Kodak habe habe ich noch nicht ausprobiert, meine Erfahrung mit anaolgen Filmen ruhen auf den Erfahrungen als Profi Fotograf in den 90igern.
Wenn man satte Farben wollte, griff man zu Fuji, um das zu verstärken ggf. noch mit 1/3 Orange Filter, bzw. einem 81B ( Kodak Wratten ) Filter.
Nach meiner Einschätzung geht es um Charakteristiken und damit dem persönlichen Geschmack von Filmmaterial – nicht zuletzt versuchen zahlreiche Apps diesen Charakteristiken nachzueifern.
Bislang habe ich einen Cinestill 50 mit einer (fabrikneuen) Yashica Electro 35 verschossen, überwiegend mit offener Blende – allesamt korrekt belichtet und der „Cinema Look“ gefällt mir sehr.
Die Bilder, insbesondere bei Portraits im weichen oder späten Abendlicht wirken wie Auszüge aus einem Kinofilm.
Ich werde diesen Film weiter benutzen !
Ich hatte diesen Blog jetzt erst entdeckt und wollte kurz meinen Senf dazugeben. Von den ersten Versuchen mit dem 800 er war ich auch sehr enttäuscht. Ich kam dann über den 50 er wieder zu Cinestill. Meine Erfahrung ist, er reagiert sehr schön (wie man auch auf dem ersten Bild sieht) auf Farben. Ich verwende Ihn in der Hauptsache auf Reisen, da wo es Farben gibt. Das mit dem weichen Licht kann ich so unterschreiben. Bei schlechtem Wetter macht sich ein Diafilm oder SW400 er besser. Auch der 800er hat die Eigenart, daß er nur sehr schön ist wenn genügend Kunstlicht im Spiel ist, also auch nichts für available „Langzeitbelichtung“ im Zwielicht. Die Messung muss auf Matrix gestellt sein, i.Pr. wie bei Dia. Ich bin recht glücklich mit meinen 4 gleichen Kamerabodies 😉
Ich glaub, wir Analogen erwarten immer noch die guten Ergebnisse der guten alten analogen Labore. Da warten wir wohl vergeblich. Das können wir uns abschminken. Egal was wir nehmen an Kameras und Filmen, die Ergebnisse von damals erreichen wir heute nicht mehr. Ich hab heute mit meiner FUJI 6X9 einen CineStill 50 Rollfilm verschossen . Ich werde wohl auch dieses mal enttäuscht werden.
Hallo!
Das erste Bild aus deiner Serie gefällt mir super und spiegelt genau das wider, was ich als Filmlook von diesem Film erwarte. Allerdings habe ich das Gefühl (und das ist auch beim ersten Bild so) dass der Film mehr Licht vertragen hätte.
Ich mache das immer so, dass ich die FARBNEGATIV-Filme (nicht SW!) „pulle“, will heißen, diesen Sine50 würde ich mit 25 ISO belichten, entwickelt wird der Film dann später nach Herstellerangaben, also ganz normal als 50-ISO-Film.
Der Hersteller gibt zu diesem Film einen Spielraum (Pull-Push) von 12-100 ISO an. Probiere das Verfahren doch mal aus.
Viele Grüße
Karlheinz Wedl