Heute möchte ich mal nach langer Zeit wieder etwas aus der Welt der Fotografie mit dir teilen. Es ist kein Beitrag von mir, sondern eine kleine, aber feine Quelle der Inspirationen. Ein Projekt von Pia Parolin.
Stell dir vor, du würdest mit dutzenden Fotografen sprechen und sie fragen, was die Fotografie für sie persönlich bedeutet. Und stell dir vor, du würdest ihre Antwort aus ganz persönlichen Ansichten, Motivationen und Gründen zusammengefasst in einem kurzen Absatz jederzeit wieder nachlesen können. Welch ein Schatz wäre das nur?!
Wenn du vielleicht, genau wie ich auch viel lieber Biographien von echten Menschen liest, könnte dir diese Idee von Pia sehr gefallen. Denn was gibt es wertvolleres als den Menschen zu sehen, so wie er wirklich ist. Und was gibt es schöneres für einen Fotografen, von anderen Fotografen zu lesen. Zu erfahren, warum sie fotografieren, was sie dabei bewegt und was die Fotografie für sie persönlich bedeutet.
Pia Parolin hat genau das getan. Sie traf in den letzten Jahren zahlreiche Fotografen und hat aus diesen persönlichen Begegnungen ein wirklich sehr schönes Projekt auf die Beine gestellt.
Vielleicht erinnerst du dich, letztes Jahr war ich in Nizza auf einem Workshop (ich schrieb darüber) und wenn du magst schau dir den Artikel gerne nochmal an. In diesem Artikel erzählte ich auch ein wenig über Pia. Ich persönlich habe sie als eine unglaublich motivierte, kreative und vor lauter Ideen sprudelnde Fotografin kennengelernt.
Kein Wunder, dass sie neben diesem Projekt auch zahlreiche weitere Ideen ins Leben gerufen hat und bald auch ein eigenes Fotografie Buch herausbringt. Ich habe mir „FLOW – Fotografieren als Glückserlebnis: Glücklich fotografieren und fotografierend glücklich werden„* auf Amazon bereits vorbestellt. Es sollte Ende des Jahres herauskommen. (* kein Affiliate Link)
Mehr über das Projekt „Parola di fotografo – Photographer’s Words“ erfährst du auf ihrer Website und auch auf Instagram.
Letztes Jahr in Nizza hat Pia dieses Foto von mir geschossen und Anfang des Jahres sprach mich Pia darauf an, ob ich mit einigen persönlichen Sätzen auch gerne Teil dieser Projekt Idee sein möchte. Und natürlich habe ich mich riesig darüber gefreut. Denn nicht nur, dass ich sehr schöne Erinnerungen an den Nizza Workshop habe, ich mag dieses Foto von mir auch sehr und die Idee ihres Projektes ist einfach grandios. Den Kern unserer Beweggründe in der Fotografie in kurzen Sätzen zu formulieren ist von außen betrachtet wirklich ein wahrer Schatz. Es zeigt die Individualität jedes einzelnen Fotografen. Darüber hinaus veranschaulicht es, ähnlich wie eine Biographie, spannende Einsichten in die Arbeitsweise und noch mehr in die wertvolle Denkweise eines kreativen Kopfes.
Als ich anfing für mich zu formulieren, was mich bewegt, fiel mir das anfangs gar nicht so leicht. Denn im Prinzip muss man sich erst einmal darüber im Klaren sein, warum man überhaupt fotografiert.
Ich wollte auf der einen Seite allgemein bleiben, aber auch etwas in die Tiefe gehen und von mir erzählen. Es wäre relativ einfach gewesen, hätte ich Platz für 30000 Zeichen gehabt. Aber in 2-3 Sätzen etwas zu formulieren, was sich über Jahre in meine fotografischen (Seh-)Gewohnheiten eingepflanzt hat, ist gar nicht so einfach. Doch nach ein paar Tassen Kaffee und vielen weiteren vollgeschriebenen Notizblättern, war ich dann auch endlich mit diesem kurzen Absatz sehr zufrieden:
„Fotografie ist für mich wie ein Geschenk. Oft weiß ich gar nicht, was ich am Ende erhalte, aber immer behalte ich die Wertschätzung des Menschen im Blick und versuche die Schönheit des Augenblicks festzuhalten. Denn ohne Bilder wüssten wir doch gar nicht, wie unsere Vergangenheit ausgesehen hat.“
Und du?
Und vielleicht ist das ja eine Idee auch für dich? Warum fotografierst DU? Was bedeutet die Fotografie für dich? Schreib mir gerne, entweder privat über mein Kontaktformular oder öffentlich hier in den Kommentaren. Ich freu mich über den Austausch mit dir und auf deine Gedanken dazu.
5 Kommentare
Kommentieren →Wow – schwierig. Warum fotografiere ich? Welche tiefe philosophische Frage. Oft antworte ich: Damit ich als Fotograf mehr hinter der Kamera bin und nicht so oft davor. 😉
Ego photographica, ergo sum! so steht es auf meiner Website.
Ich fotografiere für mich. Nur mich. Um mich selbst besser kennenzulernen. Und um immer weiter zu lernen. Um mich Frage stellen zu können. Und um bei mir anzukommen. Mein Fotografie-Weg. Shashindo.
Schönes Projekt. Vielen Dank für den Impuls mal wieder über meine Fotografie nachzudenken.
Schön wieder von dir zu lesen!
Danke dir Oli für deine offenen Worte. Schön zu lesen, dass es noch mehr Fotografen gibt, die nicht nur auf das Equipment fixiert sind, sondern mehr in der Fotografie sehen, als nur das Offensichtliche. Wobei ich das bei dir natürlich schon längst wusste, aber umso mehr freut es mich, dass du das auch hier kommentierst 🙂
Bis hoffentlich mal bald wieder offline irgendwo…
Ich habe das glaub ich nie kommentiert aber ich finde deinen Beitrag ganz toll, vielen vielen Dank Ivan!
Kann man auch schreiben, warum man nicht mehr fotografiert?
Rückwirkend kann ich sagen, dass ich unglaublich viele spannende Menschen über die Fotografie kennengelernt habe. Es waren vorwiegend Fotografen. Die Fotografie trat dabei oft in den Hintergrund. Ich würde sogar sagen, dass es ich ohne diese Kontakte nicht mehr machen würde. Irgendwie war es zwar schon toll, Bilder einzufangen, Motive zu sehen und zu komponieren. Aber es waren immer Menschen mit dabei und dabei meine ich nicht die Menschen auf dem Foto.
Ich denke immer mal wieder darüber nach, wieder zu fotografieren. Aber dabei denke ich auch immer wieder, dass ich auf den fotografischen Akt die wenigste Lust verspüre oder dieser mich sehr schnell wieder langweilen wird.
Vielleicht könntest Du mal einen Blogartikel darüber schreiben, was die Fotografie ohne die entstehenden sozialen Kontakte wäre.
Warum fotografier(t)e ich?
Weil ich versuchte, das perfekte Bild einzufangen, den richtigen Moment zu treffen, aus etwas langweiligem ein Meisterwerk zu schaffen. Dinge sehen, die andere nicht sehen können.
Am Ende des Tages waren es aber dann die Reisen und die Kontakte, welche diese Passion ausmachten. Ich weiss aber bis heute nicht, warum dieses Feuer nicht mehr in mir brennt.
Was ich aber weiss, dass Du Ivan Slunjski, einer dieser spannenden Menschen gewesen bist. Und dafür danke ich Dir.
P.S. Du warst doch der, der für den Workshop erstmal eine Linse verkaufen musste. Das fand ich einerseits beeindruckend, aber auch traurig.
Hallo Thomas, Danke dir! Es hat mich sehr gefreut deinen Kommentar hier zu lesen. Was ich an dir immer sehr geschätzt habe ist dein eigener Blick auf die Dinge, der oft erfrischender als der Mainstream war.
Das ist eine sehr spannende Frage, was die Fotografie ohne die entstehenden sozialen Kontakte tatsächlich wäre. Mir geht es ähnlich. Sei es wenn ich alleine gereist bin oder in unserem Kollektiv, mittlerweile schätze und genieße ich die persönlichen sozialen Kontakte und den Austausch mit anderen Fotografen mehr als das Fotografieren an sich.
Ich glaube du hast auch einmal gesagt, dass wir alle gleich viel Zeit zum Fotografieren haben und wir nur die Prioritäten unterschiedlich setzen. Ich denke das kann man, wenn man die Fotografie global betrachtet, auch so übernehmen.
Mittlerweile würde ich diese Frage die Pia mir gestellt hat, mit einer Gegenfrage beantworten. Es ist natürlich interessant zu wissen, warum man fotografiert. Aber was nützt einem denn die Antwort, wenn es nicht mehr wichtig ist?
Die viel spannendere Frage ist doch: was ist dir wirklich wichtig im Leben? Ich glaube wie und ob dann die Fotografie dazu beitragen kann, dieses „Wichtige“ zu unterstützen, ergibt sich daraus fast schon automatisch.
Ich war nie ein Freund von dem Gedanken, dass die Fotografie einen Selbstzweck erfüllt. Das macht mE irgendwie keinen Sinn. Mit der Fotografie kann man etwas bewegen. Und wenn sich eben nichts bewegt, ist es auch vollkommen legitim, die Fotografie ruhen zu lassen. Das wäre aber vermutlich ein sehr abendfüllendes Thema für ein oder zwei Bierchen oder Gläser Wein 🙂
Und was deinen Workshop damals vor fast exakt 6 Jahren, im Oktober 2015 hier in Frankfurt angeht, ja genau, das war ich. Ich hatte damals mein Objektiv verkauft, um deinen Workshop besuchen zu können. Da ich nicht mehr weiß, welches Objektiv das war, denke ich war es definitiv die richtige Entscheidung.
Und da fällt mir ein, was ich noch habe und immer noch sehr gerne und regelmäßig benutze ist der gelbe Leuthard Strap in der „Slunjski“ Edition. Oft kopiert, aber in dieser Qualität nie erreicht