ein Plä­do­yer für Empathie – oder auch: Wie geht es dir wirklich?

Heute will ich mal was Neues ausprobieren und nur vier Fotos zeigen. Auch will ich über eine einfache Frage sprechen, die sehr viel mit dem Thema Empathie zu tun hat. Meine Fotografie ist dieses Mal nur am Rande wichtig.

Ich glaube, gerade in unserer heutigen Zeit ist es wichtiger denn je mit anderen Menschen, die uns wichtig sind, mitfühlen zu können und aufeinander wertschätzend zu achten. Es geht mir mehr um die persönlichen Beziehungen, als um das Große Bild. Meiner Meinung nach können wir das vermutlich nur, wenn wir sowohl kognitiv, als auch emotional empathisch(er) handeln.

Jetzt ist dieses „Empathie“ Thema wissenschaftlich betrachtet ein echter Brocken, vor allem aus der Warte der emotionalen Intelligenz. Ich werde mir daher mit Sicherheit nicht anmaßen, dieses Thema hier ausführlich behandeln zu können. Aber ich möchte dich ermutigen, in dieser Richtung aktiv zu werden, falls du das nicht schon längst getan hast.

Empathie kann man zwar leicht mit Sympathie verwechseln, aber es sind doch zwei verschiedene Paar Schuhe. Dieser multidimensionale Prozess des Erkennens, Verstehens und Nachempfindens der Gefühle anderer Menschen kann nämlich auch bedeuten, dass ich das, was ich erkenne, verstehe und versuche nachzuempfinden vielleicht gar nicht mag. Das dann zu akzeptieren und vielleicht sogar zu tolerieren, ist vermutlich genau der Punkt, an dem sich Beziehungen erst wirklich anfangen zu entwickeln oder auch bewähren.

OK, ich sprach von Empathie. Nur wie fange ich an? Da ich ein Freund von einfachen und praktischen Lösungen bin, möchte ich dich ermutigen, den Blick weg von dir mal auf deine Nachbarn, deine  Freunde und Familie zu richten und nur einmal mehr diese eine wichtige Frage zu stellen, die leider so oft nur oberflächlich gemeint ist.

Wie geht es dir wirklich?“

Und falls dir dein Gegenüber dann tatsächlich so viel Vertrauen entgegenbringt, bitte ich dich: sei still, höre einfach nur zu und biete nicht gleich eine Lösung für ein Problem an. Lasse es stehen, versuche es nicht zu verändern und schon gar nicht, deinem Gegenüber deine eigene Sichtweise ungefragt aufs Auge zu drücken. Es gibt schon genug „Coaches“ auf dieser Welt. Unsere Freunde und Menschen, die uns wichtig sind, verdienen wirklich etwas besseres!!

Versteh mich bitte nicht falsch, falls deine Hilfe erwünscht sein sollte und es dir wichtig genug ist, dann bin ich der Letzte, der dich davon abhalten möchte. Und wenn professionelle Hilfe angesagt ist und du die Gelegenheit für eine Vermittlung oder Unterstützung erhältst, dann bitte lass dich von meinen Worten nicht verunsichern. Aber alles zu seiner Zeit. Mir geht es nur um diesen einen und ersten Moment der Stille, in dem dein Gegenüber die echte Chance hat, sich mitzuteilen.

Ich weiß nicht, ob es nur mein Empfinden ist, aber ich habe das Gefühl, dass wir, bis auf wenige Ausnahmen, in unserer heutigen Zeit aktiv ver-lernen, den anderen so stehen zu lassen, wie er ist. Entweder weil die eigene Stärke fehlt, Andersartigkeit auszuhalten oder weil die Aufmerksamkeit für andere Nöte oder Meinungen aufgrund von eigenen Herausforderungen oder Ängsten schlichtweg nicht mehr existiert. Egoismus wird oft mit Selbstfürsorge verwechselt und als Lösung für viele Probleme verkauft und leider folgen sehr viele diesem Rat. Das Blöde daran ist nur, dass es, unausgewogen gelebt, eben einsam macht. Sich in guten, wie auch in schlechten Zeiten zu „ertragen“ impliziert das Wissen um die Unterschiedlichkeit und die eigene Fähigkeit, diese zu akzeptieren und im herausforderndsten Fall eben auch zu tolerieren. Wir Menschen sind nun mal zu Beziehungen und Freundschaften geschaffen.

Aber warum erzähle ich das?

Ich denke, heutzutage gibt es mehr Menschen, denen es psychisch nicht gut geht und die vielleicht öfter in eine Leere starren, die sie nicht gewohnt sind. Vielleicht fühlen sie nichts mehr oder empfinden bei ihren Gedankengängen nur eine diffuse Furcht. Vielleicht sind sie erschöpft und müssen manchmal mit allem aufhören und empfinden ihr Leben alles andere als einfach. Vielleicht pausieren sie nur kurz. Von den sozialen Medien, von Freunden, von ihrem Hobby, vielleicht sogar von ihrem Beruf und wahrscheinlich auch ein bisschen vom Leben selber. Vielleicht verkapseln sie sich und ziehen sich in ihr Schneckenhaus zurück und niemand bemerkt es.

Es gibt eben manchmal Zeiten im Leben, die einen gnadenlos überrollen. Zeiten, in denen die Kraft zum Atmen fehlt. Zeiten, in denen ein Schmerz stärker als jedes andere Lebensgefühl erscheint, Zeiten in denen jegliche Perspektive fehlt in dem entscheidenden Moment nicht sichtbar ist.

Ich bin mir sicher, dass es ganz vielen Menschen so geht. Und doch sieht man es den Wenigstens an. Woran das liegt, kann ich nicht sagen. Vielleicht aufgrund von Scham? Vielleicht aufgrund eines falschen Verständnisses von Stärke? Vielleicht weil sie nie gelernt haben die eigene Wahrnehmung zu artikulieren? Vielleicht weil ein Trauma aus der Kindheit plötzlich aufbricht?

Es kann so viele Gründe dafür geben und vermutlich sind es ganz viele Verkettungen unglücklicher Umstände. Doch wo auch immer die Gründe liegen, eins haben die meisten solcher Krisen gemeinsam: um aus einer Negativspirale herauszukommen, benötigt man zwar mindestens zwei Paar Hände, aber am Anfang oft nur ein offenes Ohr für eine neue Perspektive.

der Blick für das Wesentliche

Es gibt Menschen da draußen, denen es psychisch schlecht geht und keiner bemerkt es. Im hektischen Alltag unseres Lebens mangelt es uns oft nur an etwas Zeit für diesen „zweiten Blick“, um das Wesentliche zu erkennen. Daher möchte ich dich ermutigen, nimm dir diese Zeit, um das Wesentliche erkennen zu können. Am einfachsten kann man das mit der Frage: „Wie geht es dir wirklich?“ schaffen.

Oft ist es nämlich nicht so offensichtlich, wie es einem wirklich geht. Denn wenn ich es in Bildern ausdrücken würde, wären die Farbfotos,  die ich am Ende des Artikels angehängt habe genau das, was man mir vor einem Jahr von außen angesehen hat und die S/W Fotos das, wie es mir letztes Jahr in Wahrheit ging. Nur eine Handvoll Menschen wusste davon und das nur, weil sie mich fragten, wie es mir wirklich geht und ein offenes Ohr für mich hatten und immer noch haben.  Damit habe ich die Gelegenheit für eine neue Perspektive erhalten, von der ich vielleicht ein anders Mal erzählen werde.

Wenn du also das nächste mal einen Nachbarn oder einen Freund siehst, der immer und zu jeder Zeit ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht trägt oder um den es vielleicht auffällig still geworden ist, der sich zurückgezogen hat, dann schaue doch mal ein zweites mal etwas genauer hin und stelle ihm oder ihr diese eine wichtige Frage und dann sei einfach still und höre hin.

Wenn du nicht fragst, wirst du es nie erfahren und vielleicht bist DU genau das offene Ohr, das Raum schafft, für eine neue Perspektive. Vielleicht auch nicht gleich, aber diesen Versuch solltest du wagen.

Wie geht es dir…wirklich? 

 

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