5 Tage + 3 Filme = ganz viel Zeit

Ursprünglich wollte ich ja den folgenden Titel für diesen Artikel verwenden: „Knipst du noch oder fotografierst du schon im Urlaub?“ Zugegeben, der Titel hätte nicht 100%ig meine Absicht aufgegriffen. Denn eigentlich will ich ja von meinem letzten Urlaub berichten, in dem ich mich entschlossen habe nur analog zu fotografieren. Ich wollte austesten, ob ich tatsächlich analog bleiben kann. Meine digitale Fuji Knipse, die X-T10 habe ich daher meinem jüngsten Sohn in die Hand gedrückt und er hat sich Riesig darüber gefreut. Der Titel „5 Tage + 3 Filme = …“ gefiel mir daher dann doch am besten. Und diese einfache Rechnung geht am Ende natürlich auch für mich auf.

Apropos Mathe… Minimalismus ist bei einigen Menschen ja fast schon eine Lebensphilosophie. Bei mir war dieser Schritt viel mehr eine Entscheidung, aus einer Not eine Tugend zu machen. Denn was macht man in nur knapp 5 Tagen am Gardasee, auf der einen Seite MEGA urlabsreif und natürlich auch der Wunsch nach der Familienzeit und auf der anderen Seite auch das Bedürfnis diese schöne Gegend auch fotografisch mit nach Hause zu nehmen? Genau! Ich entschied mich für Familienzeit und beschränkte mich in der Fotografie. Doch diese Beschränkung hat mich um ganz ehrlich zu sein wesentlich glücklicher gemacht, als ich es gedacht habe.

Denn ursprünglich wollte ich das machen, was wohl jeder Fotograf spontan gemacht hätte. Ich meine, noch bevor ich meinen Koffer überhaupt gepackt habe, nahm ich meinen Fotorucksack und überlegte mir, wo und was ich alles fotografieren wollte. Da wären dann ganz plötzlich 4 Objektive, massig Filter, zwei Stative und natürlich zwei Kamera Bodies (analog und digital) mit im Koffer gewesen. Aber dann war mir eigentlich schnell klar, dass das so nicht funktioniert. Ich bin ja schließlich nicht alleine. Außerdem wer sollte das alles schleppen?!

Daher musste ich mich beschränken. Sowohl was die Motive angeht, als auch das Equipment: ich nahm nur eine analoge Mittelformat Kamera mit nur einem Objektiv mit und packte mir 4 Rollen Film ein, von denen ich dann tatsächlich nur drei benutze. Ob das funktionieren würde? Ich wusste es nicht…

An dieser Stelle noch einmal ein herzliches und RIESEN Dankeschön an Jani Baba Pushparajah-Hoof aka Baba Fotografie, der mir seine analoge Mamiya 645 AFD ausgeliehen hat. Du rockst einfach! 🙂

Was brachte mir das Ganze?
Im Nachhinein kann ich nur sagen, dass ich durch dieses Experiment viel zufriedener mit mir und meiner analogen Fotografie bin. Ich habe im Urlaub dadurch ausreichend Zeit für meine Kamera und die Motive vor Ort gehabt und die Familienzeit kam nie zu kurz. Vor allem war ich aber von den Ergebnissen beeindruckt. Denn von den 3x Filmrollen mit je 15 Fotos habe ich nur 6 Fotos Ausschuss gehabt. Beim analogen Fotografieren tickt man halt anders. Ich jedenfalls nehme meine Umgebung mit einer analogen Kamera in der Hand viel intensiver wahr und fotografiere logischerweise dann auch bewusster, bzw. drücke mal auch oft ganz bewusst nicht auf den Auslöser. Natürlich kann man auch mit einer digitalen Kamera bewusster fotografieren. Aber wer macht das denn schon?! Ich jedenfalls hätte mit meiner digitalen Nikon nicht nur eine zweistellige Anzahl an Bildern in 5 Tagen hinbekommen. Dreistellig mindestens, wenn nicht sogar vierstellig. Diese digitalen Fotos „kosten“ ja nichts, außer wertvolle Zeit.

verschwende deine Zeit?
Apropos Zeit! Die analogen Bilder muss ich im nachhinein natürlich auch nicht bearbeiten. Ich lasse entwickeln und scannen und habe mir dadurch natürlich auch einen RIESEN Zeitvorteil eingekauft. Denn mittlerweile nervt mich die Bildbearbeitung am Rechner schon ungemein. Ich mag das einfach nicht mehr. Daher liebe ich wohl u.a. auch die analoge Welt und nutze daher auch diesen Service sehr gerne. Natürlich könnte ich auch die Filme selber entwickeln und scannen. Mein Filmlabor mit den Dosen, Schalen, dem Vergrößerer und allem anderen Equipment steht noch gepackt in den Kisten im Keller rum. Aber a) ist mir die Zeit dafür im Moment einfach zu wertvoll und b) können das andere viel besser als ich. Ich habe 3 Filmrollen bei meinem Filmlabor meines Vertrauens (Achtung: DICKE Empfehlung: www.meinfilmlab.de) entwickeln und digitalisieren lassen.

5 Tage + 3 Filme = ganz viel Familienzeit im Urlaub?
Für mich geht diese Rechnung sehr gut auf. Und ich denke, ich bleibe auch dabei. Analog fotografiere ich die Dinge, die mir wichtig sind und die digitale Kamera verwende ich nur dann, wenn es nicht anders geht. Z.B. für meine Sportfotografie. Das ist mein persönliches Fazit aus diesem Urlaub. Gefällt mir ganz gut 🙂 Und was die Bilder meines Sohnes angeht, die Fuji X-T10 liegt mit den _hunderten_ von Fotos auf ihrer SD Karte immer noch im Schrank. Mich schreckt alleine schon der Gedanke ab, die Dateien auf die Festplatte zu kopieren und zu bearbeiten. OK, natürlich habe ich sie mir schon angesehen, aber ich hoffe ihr versteht, was ich meine…

Hier nun eine kleine Auswahl meiner Urlaubsbilder. Ich hatte einen Kodak Portra 160, einen Kodak Ektar 100 und einen Ilford FP4+ Film benutzt. Der Kodak Ektar gibt diesen grünlichen See übrigens unglaublich realistisch wieder. Das ist für mich mehr als faszinierend.

19 Kommentare

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Hallo!

Darf man fragen, wie du belichtest – mit externem Belichtungsmesser? Ich habe mich an diversen Kameras versucht, die intern messen, und das war jedes Mal eine magere Ausbeute. Generell achte ich auf eine dezente Überbelichtung, aber die Ergebnisse sprechen momentan nicht für sich. Jetzt habe ich endlich einen Belichtungsmesser, aber (noch) keine passende Kamera. Alles verkauft.

Jedenfalls eine hübsche Ausbeute! Hätte ich nicht schon fabelhaftes Scan- und Entwicklungsequipment, würde ich wahrscheinlich auch meinfilmlab.de nutzen. Die ansässigen Labore bringen’s einfach nicht.

Beste Grüße,
Fabian

Hallo Fabian,

das kommt darauf an. Wenn ich keinen internen Belichtungsmesser in der Kamera habe, verwende ich natürlich einen externen Belichtungsmesser. Aber meistens habe ich mit den internen gute Erfahrungen gemacht, sofern diese natürlich funktionieren. Die neueren Nikons wie meine F80 – die ich übrigens verkaufen möchte 😉 – sind da ebenso wie die digitalen sehr komfortabel und bieten verschiedene Messmethoden an. Aber auch bei meiner älteren Nikon FE – die ich übrigens auch verkaufen möchte 😉 – kommt man mit der simplen Spotmessung gut zurecht.

Hierbei sind aber grundsätzlich zwei Faktoren entscheidend (wir bleiben mal bei analogen Kameras). Einmal natürlich der Film. Ich muss wissen, wie ich den jeweiligen Film belichte, bzw. wie sich der Film bei Über- oder Unterbelichtung gibt. Es gibt da echt Unterschiede. Grundsätzlich z.B. muss man einen Kodak Portra 160 Film nicht so stark überbelichten wie einen Fuji PRO 400H. Den Kodak belichte ich wie einen ISO 125 und den Fuji wie einen ISO 200 Film und habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Man muss nicht überbelichten, aber dann werden die Ergebnisse eben nicht so wie man es von dem Film erwartet. Auf der Website von meinfilmlab.de gibt es einen hilfreichen Filmratgeber. Den kann ich dir nur empfehlen: http://www.meinfilmlab.de/der-filmratgeber-2015

Die zweite Sache ist natürlich die Belichtungsmessmethode des internen Belichtungsmessers. Erstens müsstest du wissen, ob dieser exakt misst. Zur Prüfung reicht eigentlich nur ein Vergleich mit einem externen Belichtungsmesser. Und dann müsstest du natürlich noch wissen, wie gemessen wird, damit du weißt, welche Auswirkungen es auf das Bild haben könnte. Misst die Kamera nur mit einem Spot (Spotmessung) oder gibt es mehrere Segmente im Bild, die bei der Messung berücksichtigt werden. Bei Nikon wäre das dann die sog. Matrixmessung. Evtl. verwenden andere Hersteller andere Namen. Bei der Spotmessung, die bei den meisten älteren Kameras verwendet wird, bestimmt dann damit der Fotograf, wie belichtet wird. Misst du auf eine hellere Stelle im Bild, wird die vorgeschlagene Belichtungszeit dementsprechend kürzer ausfallen, als wenn du auf eine dunklere Stelle misst. Die Matrix Messung kalkuliert einen Durchschnitt des Gesamtbildes, bzw. aller verwendeten Segmente. Je nach Lichtsituation kann die eine Methode oder die andere Methode einfacher sein.

Ich hoffe, meine Antwort hilft dir weiter. Ansonsten frag einfach noch mal 🙂

Viele Grüße,
Ivan

Danke!

Ich werde in den nächsten Wochen jedenfalls mit Belichtungsmesser arbeiten und die Ergebnisse vergleichen. Möglicherweise war meine Portra Packung auch schon deutlich über dem Datum. Habe für Farbfilm in den letzten Jahren(!) immer auf die gleiche 5er Packung zurückgegriffen. Zwar gekühlt, aber ein frischer Film – so vermute ich – wird einfach besser sein. Jetzt liegt neuer Film bereit! Freu‘ mich schon.

Viel besser. Kein Vergleich. Lag wohl wirklich an dem Alter des Filmmaterials. Künftig lasse ich bestimmt nichts mehr 2 bis 3 Jahre rumliegen. Zudem messe ich jetzt (intern) mittenbetont oder per Spot in den Schattenbereich bei +1/3 Korrektur @ box speed. Funktioniert eigentlich immer.

Hi Ivan,

sehr schöner Beitrag zum Thema Urlaub ohne Streß.
Mir geht es wie dir, wenn ich früher in Urlaub gegangen bin, habe ich unmengen an Fotozeugs mitgeschleppt. Mittelrweile habe ich zwar meine digitale SLR dabei (wird aber hauptsächlich für die klassischen familien-Bedöns-Bilder benutzt) und eine analoge mit nur einem Objektiv (immer 50er). Die analoge habe ich auch meist dabei (wenn sie geklaut wird ist nicht viel Wert verloren und auch nur der aktuelle Film).

Mit Film ist alles entspannter, ich lasse mir mehr Zeit einfach nur zu sein und dann sehe ich Dinge anders (später und nicht aufgrund des „ich werde jetzt hier fotografieren“-Gedanken).
Das genieße ich sehr, genauso wie die überschaubare Anzahl an Bildern, die ich mitbringe.
Die Bilder sind klasse, tolle perspektiven, eine super Ausbeute.
Viele Grüße Jürgen

Hallo Jürgen, Danke für die Blumen. Ich sehe, da versteht mich jemand 🙂 Ich gebe dir da vollkommen recht, mit Film ist alles entspannter. Welche analoge hast du denn da meistens mit? Die Pentax ME?
Viele Grüße,
Ivan

Hallo Ivan,
Ich mag es gerade klein, da ist die kleine Pentax ME drunter aber auch mein alltime Favorit meine Minolta x500 und in letzter Zeit mein Plastikbomber die Revueflex AC 2 mit einem 50er 1.4. Alle können Automatisch sehr gute Ergebnsse liefern aber auch – außer die Pentax – voll manuell bedient werden.
Letztens war ich aber auch mal wieder mit meinem Mittelformat-Klapp-Balgen unterwegs.
Viele Grüße Jürgen

Danke für den schönen Artikel. Ich kann Dir nur 100% zustimmen. Wir hatten früher mehr Zeit, weniger Druck und insgesamt war man zufriedener. Es ist schon komisch, dass wir Menschen glauben, ohne den digitalen Kram nicht mehr auskommen zu können.
Liebe Grüße
Matthais

Hallo Matthias, das ist genau was ich meinte. Mehr Zeit, weniger Druck und vor allem eine intensivere Aufmerksamkeit. Der Trend im digitalen Zeitalter geht ja immer in Richtung Zeit und Kosten Effizienz, aber die Lebensqualität leidet darunter, wenn man nicht aufpasst. Ein Grund, wieso ich immer öfter meinen eBook reader verstauben lasse und mir Bücher aus Papier beim Buchhändler um die Ecke kaufe.
Liebe Grüße, Ivan

Sehr tolle Bilder Ivan! Und ich muss dir da vollkommen Recht geben. Mit nur einer Kamera und einem Objektiv ist alles viel, viel entspannter. Und einen digitale Kamera habe ich auch gar nicht mehr. 😉

Die Dunkelkammer ist bei mir auch inzwischen schon fertig eingerichtet, aber leider fehlt mir halt die Zeit. Besser SW Film entwickeln als die Labore kann ich allemal (da habe ich gerade schlechte Erfahrungen mit MeinFilmLab gemacht), aber dann bleibe ich halt erstmal bei Farbe. 😉

Hallo Urban, das mit der Zeit kenn ich. Ich hoffe, dass das bei mir bald besser wird, dann werde ich auch selber entwickeln und scannen. Aber zum Thema schlechte Erfahrungen mit meinfilmlab.de, war das nur einmal oder öfters? Ich hab bisher mit s/w Filmen gute Erfahrungen mit denen gemacht. Aber evtl. sind auch unsere Erwartungen unterschiedlich. Wirst du da noch mal was hinschicken oder hast du ein anderes Filmlabor gewählt. Berichte mal bei Gelegenheit. Liebe Grüße, Ivan

Sehr toller Text und klasse Fotos.
Ich hab es letzte Woche in Hamburg wieder gemerkt… viele Fotos mit der Digitalen und etliche davon sind im virtuelle Mülleimer gelandet. Und wenn ich ehrlich bin – entspanntes fotografieren ist auch etwas anderes. Nun steht auch schon der nächste Städtetrip an und die Überlegungen kreisen.
Digital – mit der Gewissheit vieles an Fotos kann nicht daneben gehen. Kurzer Kontrollblick auf dem Display und zur Not wird nochmal der Auslöser gedrückt.
Analog – wie von dir geschrieben, ist es ein bewussteres gestalten. Aber passen die Ergebnisse? Stimmt die Belichtung, ist alles richtig getroffen usw…

Wirklich gelungene Bilder und mit deinem Text triffst du bestimmt bei vielen den Zahn der Zeit… Konzentration auf’s Wesentliche und nicht immer nur schnell schnell schneller! Ich glaube im nächsten Urlaub kommt auch wieder die Analoge mit (außer für die Langzeitbelichtungen, da ist man digital einfach besser)

Viele Grüße aus Bielefeld

Hallo Daniel, es ist definitiv einen Versuch wert, mal ausschließlich analog zu fotografieren. Wobei ich Langzeitbelichtungen auch analog mache. Das geht ziemlich gut, gerade wenn man einen Diafilm verwendet, der aufgrund des fehlenden Schwarzschild-Effektes die Handhabung der Belichtungszeiten wesentlich einfacher gestaltet. Aber auch mit Negativ Filmen ist das nicht wirkllich schwer. Auch das ist mal einen Versuch wert. Hier habe ich mal was darüber geschrieben: http://blognotiz.de/das-reziprozitaetsgesetz-von-bunsen-und-roscoe-oder-auch-i-shoot-film/

Super Bilder! Gratuliere!
Ich fotographiere in den Ferien inzwischen auch ausschliesslich analog, könnte Deine Beschränkung auf 3 Filme in 5 Tagen aber kaum durchhalten 🙂
Nach 3 Wochen England hatte ich doch etwa 40 Filme mit nachhause gebracht. Ich bin gespannt, wie es jetzt im Sommer wird. Ich werde allerdings 2 Kameras mitnehmen (eine Bessa als MF, und die Nikon F100 als KB). Die Bessa hat eh ein fixes Objektiv und für die Nikon nehme ich mein 28-300mm – das reicht so ziemlich für alles.

Tolle Fotos und tolle Einstellung. Ich kann dem nur zustimmen. Es erinnert mich an die Zeit, als ich nur eine analoge Kamera zur Verfügung hatte. Man wertschätzt fast jeden Klick, jedes Bild und hat nicht andauernd das Bedürfnis, jedes Detail abzulichten.

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